Mittwoch, 22. Oktober 2008

Herbstimpressionen


Unter diesem Motto habe ich mich in neuer Frische an den PC gesetzt. Als erstes fiel mir auf, dass die Stimmung gleich etwas von seiner Romantik einbüßt. Warum? Vor einigen Dekaden - ich komme mir in solchen Momenten so verflixt jung vor - setzte sich der Schreibende an seinen Schreibtisch aus - was weiß ich - Eibenholz, nahm sein Etui mit seinen Schreibutensilien hervor, spitzte seinen Bleistift, nahm ein weißes Blatt und setzt voller Enthusiasmus an.
Heute: Ich sitze erst einmal nägelkauend vor Blogspot und überlege verzweifelt wie mein Passwort lautet. War es mit x oder doch mit y? Voller Erleichterung bin ich 10 Minuten später eingeloggt, werfe noch schnell einen Blick auf die Kastanien und gelben Blätter auf meinem Schreibtisch, die ich mir zu Inspirationszwecken zurecht gelegt habe und sitze direkt vor dem nächsten Problem. Wo kann ich nochmal neue Einträge schreiben? Ach, da ist es ja. "Post erstellen". Wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Ich spitze also ein letztes mal meine Finger, präperiere sie auf der Tastatur und lege los. Herbstimpressionen! Ja! Hm...! Was fällt einem denn zum Herbst an? Ich schließe die Augen und lasse mir noch schnell ein paar Bilder einfallen: Bäume, Kastanien...Ha! Meine Inspirationsversuche auf meinem Schreibtisch wirken. Was noch? Kalt, nass...das sind nicht wirklich Ansätze. Die Blätter fallen, nackte Bäume...Nackt...nein, der Ansatz ist auch nicht gut. Noch mal von vorne.
Fallende Blätter...Vergänglichkeit...Vergänglichkeit. Das ist doch ein Ansatz. Aber da ich nicht in die Sparte der kollektiven Melancholie, die vorallem die heutige Jugend erfasst hat, fallen möchte, sollte ich mir schnell was neues einfallen lassen.
Ich stütze das Kinn in meine Hände, mein Blick schweift über das Geschriebene und ich beobachte die fallenden Blätter vor meinem Fenster. Die Sonne scheint durch das Blattwerk und lässt dieses in hellen, warmen Tönen strahlen. Auf der Straße wälzen sich zwei Kinder kichernd in den zusammen gekehrten Blätterhaufen und ihr goldener Retriever springt fröhlich bellend um sie rum. Ich nippe an meinem Kaminfeuertee und lächle bei dem Anblick dieses glücklichen Bildes und genieße die letzten Sonnenstrahlen auf meiner Haut. Ich fühle mich ganz ruhig und geborgen.
Wieder am PC fällt mir nichts mehr ein, da es nichts weitere zu sagen gibt. Man kann den Herbst nicht beschreiben. Er ist ein Gefühl. Geht raus und erlebt den Herbst und seine Impressionen!

Zum Schluss noch ein kleines Gedicht von Christian Friedrich Hebbel über den Herbst:

Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!
Die Luft ist still, als atmete man kaum,
Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
Die schönsten Früchte ab von jedem Baum.
O stört sie nicht, die Feier der Natur!
Dies ist die Lese, die sie selber hält,
Denn heute löst sich von den Zweigen nur,
Was von dem milden Strahl der Sonne fällt.


1 Kommentar:

Phil hat gesagt…

"Man kann den Herbst nicht beschreiben. Er ist ein Gefühl. Geht raus und erlebt den Herbst und seine Impressionen!"

schön gechrieben!